Vicco-von-Bülow-Stiftung

März 15, 2012 in 2012, Stiftung des Monats von As

Loriot und das Jacaranda-Ensemble 2009: Künstler die sich gut verstanden.
Quelle: Stadt Brandenburg an der Havel

Die Vicco-von-Bülow-Stiftung widmet sich der Förderung kultureller und mildtätiger Belange sowie der Jugendhilfe in der Stadt Brandenburg. Pflege und Erhalt bedeutsamer Kunst- und Kulturgüter, Finanzierung musischer Projekte für Kinder, Jugendliche und Senioren.

Der Stiftungszweck wird verwirklicht insbesondere durch

  • Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen von historisch bedeutsamen Kunst- und Kulturgütern
  • Förderung musischer Projekte für Kinder, Jugendliche und Senioren
  • Zuwendungen für sozial bedürftige Personen oder Personengruppen in Notlagen

Beschaffung und Weitergabe von Mitteln i.S. von § 58 Nr.1 der Abgabenordnung

für Zwecke der Jugendhilfe.

Loriot

Wussten Sie, dass Vicco von Bülow alias Loriot ein echter Brandenburger war?

Bernhard Victor (Vicco) Christoph Carl von Bülow wurde am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren und am 30. Dezember desselben Jahres in der St.-Gotthardt-Kirche zu Brandenburg an der Havel getauft.

Er entstammt einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht, womit auch sein Künstlername zu erklären ist: Dieser leitet sich aus dem Wappentier seiner Familie ab, dem Pirol. Auf Französisch heißt Pirol „Loriot“. Diesen Namen hat er allerdings erst seit der Zeit benutzt, als er Anfang der 1950er Jahre Cartoons für den Stern gezeichnet hat.

Doch gehen wir der Reihe nach. Aufgewachsen war Loriot mit seinem jüngeren Bruder bei der Großmutter und der Urgroßmutter, bis die Geschwister mit 10 Jahren wieder zu ihrem Vater nach Berlin zogen. Zusammen ging es 1938 nach Stuttgart, wo Loriot das humanistische Gymnasium besuchte. Nach seinem dort erstandenen Notabitur begann er entsprechend der Familientradition eine Offizierslaufbahn, wodurch er drei Jahre an einem Militäreinsatz an der Ostfront der Sowjetunion beteiligt war.

1946 erlangte er in Northeim das vollständige Abitur, wonach sein Vater ihm riet, Malerei und Grafik an der Kunstakademie in Hamburg zu studieren. Dies waren die Ursprünge seiner überaus erfolgreichen Laufbahn in ganz Deutschland als Komödiant, Humorist, Schriftsteller, Zeichner, Bühnen- und Kostümbildner, Schauspieler, Regisseur und Professor für Theaterkunst.

Nach dem Studienabschluss arbeitete er als Werbegrafiker und erfand das Knollennasenmännchen. Später folgten Cartoonserien für das Hamburger Magazin Die Straße, die Zeitschrift Stern sowie für Weltbild und Quick. Viele deutsche Verleger zeigten an der Veröffentlichung seiner Zeichnungen vorerst kein Interesse. Erst der Diogenes Verlag Zürich sagte zu und brachte 1954 den Cartoonband Auf den Hund gekommen heraus.

Andere berühmte Werke sind: Loriots Wum und Wendelin, Loriots dramatische Werke, Möpse und Menschen, Szenen einer Ehe, Herren im Bad oder Das Frühstücksei.

Loriot war außerdem auch im Fernsehen und auf der Bühne als Schauspieler und Regisseur sehr erfolgreich. Zahlreiche Auszeichnungen quittieren seine Leistungen. So gewann er unter anderem die Goldene Kamera (1969 und 1978), den Grimme Preis in Silber (1973), die Goldene Schallplatte (1973), den Deutschen Kleinkunstpreis (1979), den Sonderbambi (1993), …

Alle seine Werke beschäftigen sich hauptsächlich mit zwischenmenschlichen Kommunikationsstörungen. Er selbst sagte darüber: „Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-reden.“

Er berichtete über das Alltagsleben, Szenen aus der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft und zeigte, dass in jeder normalen Situation etwas Absurdes steckt.

Seine Cartoons leben vom Kontrast zwischen der dargestellten Situation, der dabei zur Schau getragenen Würde des Knollennasenmännchens und den Legendentexten.

1993 wurde Vicco von Bülow zum Ehrenbürger der Stadt Brandenburg an der Havel ernannt. Er war verheiratet, hatte zwei Töchter und lebte bis zu seinem Tode in Ammerland am Starnberger See.

Ebenfalls 1993 rief er in Brandenburg an der Havel eine Stiftung ins Leben, deren Zweck es ist, kulturelle und mildtätige Belange sowie die Jugendhilfe der Stadt zu fördern. Durch die Vicco von Bülow-Stiftung werden über seinen Tod hinaus musische Projekte für Kinder, Jugendliche und Senioren gefördert sowie Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen für historisch bedeutsame Kunst- und Kulturgüter wahrgenommen.

Als Dank für seine Bemühungen um die Havelstadt wurde die stark geschädigte ehemalige Taufkapelle der St- Gotthardt-Kirche und ihre Ausstattung aus zahlreichen Spendergeldern restauriert. Für den Ehrenbürger persönlich war dies „das wohl schönste Geburtstagsgeschenk“ zu seinem 85. Geburtstag, wie von Bülow zur Einweihung äußerte.

Im Alter von 87 Jahren verstarb der wohl bekannteste deutsche Humorist am 22. August 2011.

Quelle:

STG Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft Brandenburg an der Havel mbH

http://stg-brandenburg.de/wissenswertes-loriot.html

Anschrift der Stiftung:

c/o Fritz Musfeld
GutsMuthsstr. 16
14770 Brandenburg

Jung und Alt danken Loriot

Auf der Gedenkveranstaltung anlässlich seines Todes erinnerten in der Sankt Gotthardt-Kirche am 17. September 2011 junge wie alte Brandenburger an von Bülows Verdienste um seine Heimatstadt. „Er hat uns geholfen, Kindheitswünsche zu erfüllen, die ohne ihn Wünsche geblieben wären“, sagte die 15-jährige Gymnasiastin und Stipendiatin der Vicco-von-Bülow-Stiftung, Denise Seidel. Sie zählt zu den bislang knapp 90 Brandenburger Kindern und Jugendlichen, die mithilfe des 2006 ins Leben gerufenen Loriot-Stipendiums ein Musikinstrument erlernen können.

Der Geschäftsführer der 1993 gegründeten Vicco-von-Bülow-Stiftung, Fritz Musfeld, würdigte Loriot als „einzigartigen Künstler und Wohltäter“, der von der Zuneigung der Brandenburger überwältigt gewesen sei. „Ohne viel Aufhebens zu machen, hat er viel geleistet“, sagte er. Ob Zuschuss zur Klassenfahrt, zum neuen Wintermantel oder Klavier: Loriot habe mit seiner Stiftung den Brandenburgern etwas zurückgeben wollen, ohne dafür etwas zu erwarten, betonte Musfeld.